Der folgende Text ist ein Gastbeitrag über die Erfahrungen an einer Präsenzhochschule und das studieren im Fernstudium, verfasst von @studygram.hr auf Instagram:
Präsenzhochschule vs. Fernstudium – Meine Erfahrungen
Ich habe von 2015 bis 2019 an der HfWU in Nürtingen studiert und meinen B.Sc. in BWL gemacht. Die Regelstudienzeit von genau 7 Semestern konnte ich glücklicherweise einhalten. Seit Januar 2020 mache ich nun meinen Master im Personalmanagement per Fernstudium an der IUBH und bin hier auch super zufrieden. Deshalb möchte ich euch über meine Erfahrungen berichten und eventuell dem ein oder anderen helfen, der gerade vor der Studienwahl steht.
Warum eine Präsenzhochschule?
Wieso habe ich mich damals für ein Präsenzstudium entschieden? An eine Uni wollte ich damals nicht, auch wenn es im Raum Stuttgart eine sehr gute im Bereich der Wirtschaftswissenschaften gibt. Ich wollte näher an der Praxis sein und habe mich deshalb bewusst für eine Hochschule entschieden. Ich habe nie verstanden, weshalb ich höhere Mathematik und die kompliziertesten Theorien und Berechnungen für meinen späteren Beruf brauche. Die Dozenten und Professoren der Hochschule kommen direkt aus den Unternehmen und können so viel besser von ihren Erfahrungen berichten. Auch hat mir die eher geringere Anzahl von Studenten, im Gegensatz zu Uni, sehr gut gefallen. Jeder kennt jeden, zumindest oberflächlich. Du bist nicht nur eine Matrikelnummer.
Und nach dem Bachelor?
Nach meinem Bachelor hatte ich zunächst weiterhin vor, an einer Hochschule meinen Master zu machen. In meiner Umgebung gibt es aber nur eine einzige Hochschule, die den Master im Personalmanagement anbietet. Es ging mir nicht primär darum, einen Mastertitel zu haben, sondern mich mehr in mein Fachgebiet einzuarbeiten und mehr zu lernen. Aus diesem Grund habe ich mich nur an dieser Hochschule beworben. Obwohl ich einen guten Bachelorschnitt habe, bin ich leider nicht in den Masterstudiengang reingekommen, denn jedes Jahr werden nur 20 Personen angenommen – der Wettbewerb ist da enorm. Mir blieben nur 3 Möglichkeiten: es im nächsten Wintersemester erneut probieren, mir Alternativen suchen oder es mit dem Master sein lassen. Ich suchte mir Alternativen und bin direkt auf das Fernstudium der IUBH gestoßen. Mir haben die Inhalte sehr gut gefallen und das Modell des Fernstudiums hat mich sehr angesprochen. Nun studiere ich schon fast ein Jahr an der IUBH!
So lief mein Bachelor Studium an der Präsenzhochschule
Mein Bachelorstudium war sehr durchgeplant und ich hatte nicht wirklich viele Freiheiten. Vom 1 bis zum 4 Semester waren alle Module bereits vorgeplant und man war direkt zu Semesterbeginn für alle Prüfungen des jeweiligen Semesters angemeldet. Das heißt, man konnte nicht frei entscheiden, welche Prüfungen man schreiben möchte. Ist man im Semester davor in 1 – 2 Prüfungen durchgefallen, mussten diese zusätzlich zu den Modulen des neuen Semesters bearbeitet werden. Somit hatten manche pro Semester 8 – 10 Module. Die einzige Möglichkeit Prüfungen zu schieben, war krank zu machen. Da wir sehr viele Studenten waren (ca. 160 zu Beginn des 1. Semesters), wurden unsere Vorlesungen oft in Gruppen aufgeteilt. Dadurch hatten die Vorlesungen die Atmosphäre, wie in einer Schule. Aber oft waren die Vorlesungen auch sehr langweilig, denn es gibt viele Dozenten, die nur das Skript vorlasen. Man saß seine Zeit ab und verbrachte die 90 Minuten auf Instagram oder beim Online-Shoppen. Aber es gab auch super spannende Vorlesungen, in denen wir auch mal Gruppenarbeiten oder Gruppendiskussionen hatten. Manche dieser Vorlesungen habe mich bis heute geprägt und ich konnte sehr viel mitnehmen. Ein anderer Punkt, denn ich toll fand, war der Austausch mit den Kommilitonen. Gerade in Vorlesungen zu kontroversen Themen fand ich die Diskussionen sehr spannend. Das 5. Semester war das Praxissemester. Wir alle fanden es spannend, da viele von uns das erste Mal in ein Unternehmen reinschauen konnten. In den letzten beiden Semestern hatten wir die meisten Freiheiten, da wir uns dort unsere Vertiefungen aussuchen konnten und uns selber für die Prüfungen angemeldet haben. Auch meine Bachelorarbeit habe ich, neben 2 anderen Modulen, im 7. Semester geschrieben. Insgesamt war das Studium sehr durchgetaktet, sodass mir kaum Zeit zum Durchatmen blieb. Ich war ständig dabei, die Vorlesungen vom Tag nachzubereiten oder Hausarbeiten / Präsentationen vorzubereiten. Das Highlight des Semesters war die Klausurenphase, die bei uns 3 – 4 Wochen ging. Für mich war das der anstrengendste Part des Studiums, auch für die Psyche. Du schreibst in diesen paar Wochen 6 oder 7 Prüfungen, und auch wenn du dich gut vorbereitet hast, hast du immer nur 2 – 3 Tage, um dich auf die nächste Prüfung zu konzentrieren. Es zerrt enorm an den Kräften. Aber die Zeit danach ich toll, denn man hat während der Semesterferien ein paar Wochen frei vom Studium.
Persönliche Vor- und Nachteile einer Präsenzhochschule
Natürlich gibt es hier Vor- und Nachteile. Der größte Vorteil für mich ist die Studiengemeinschaft. Ich habe im Studium sehr gute Freunde kennen gelernt, die bis heute zu meinen besten Freunden gehören. Auch, wenn es mal schwer im Studium wird, ist man nie alleine. Die anderen müssen genau das gleiche durchmachen – geteiltes Leid ist halbes Leid. Aber auch die schönen Momente erlebt man zusammen. Außerdem erlebt man auch einfach das typische Studenten Leben – zusammen in Vorlesungen sitzen, in der Mensa essen und zusammen lernen. Der größte Nachteil ist die Inflexibilität. Wenn man mal eine Woche krank ist, verpasst man so viel und es ist schwer alles direkt nachzuholen. Auch gibt es oft einen Konkurrenzkampf zwischen den Studenten. Zudem sind die Prüfungsphasen immer sehr hart und ich kam immer an meine Grenzen. Mir hat sich jedes Mal die Frage gestellt, ob uns langfristig was beigebracht werden soll, oder nur getestet wird, wie viel wir in kurzer Zeit auswendig lernen können.
Ablauf im Fernstudium – Gegensatz zu Präsenz
Der Ablauf in einem Fernstudium ist ganz anders. Nachdem man an einer Einführung ins Fernstudium teilnehmen kann, kann man direkt die ersten Module buchen. Dabei steht es einem ganz frei, welche Module bearbeitet werden und in welcher Reihenfolge. Gerade das begeistert mich am Fernstudium, dass man die Module an seine Stimmung und an den Alltag anpassen kann – man hat sehr viele Freiheiten. Pro Semester kann man, je nach Studienmodell, Module im Umfang von max. 30 Credit Points buchen. Auch gibt es keine feste Bearbeitungsdauer – man kann Klausuren schreiben und Hausarbeiten abgeben, sobald man bereit ist. Zu Beginn hatte ich Angst, dass ich mich nie bereit fühlen würde, zum Glück lag ich da falsch. Was Prüfungen angeht, gibt es bei der IUBH 2 Möglichkeiten: Präsenzklausur oder Online-Klausur. Ich habe bisher nur Online-Klausuren geschrieben, da ich so für mich selbst entscheiden kann, wann ich schreiben will. Mir ist bewusst, dass nicht jeder die technischen Voraussetzungen hat oder allgemein lieber Präsenzprüfungen schreibt. Ich selber habe vor jeder Prüfung ein unruhiges Gefühl, ob auch alles mit der Technik klappt. Andererseits ist man zu Hause und dadurch fühlt man sich auch ruhiger. Die IUBH unterstützt, nach meinen Erfahrungen, die Studenten sehr gut. Es gibt neben den Skripten viel Lernmaterial, wie Vod- und Podcasts und verschiedene Lernvideos, die die Studenten zum besseren Verständnis nutzen können. Auch das Studiensekretariat hilft einem sehr schnell weiter und ist immer freundlich. Klassische Semesterferien gibt es nicht, diese braucht man aber auch bei diesem flexiblen Fernstudium nicht, da man jederzeit sich eine Auszeit nehmen kann.
Persönliche Vor- und Nachteile eines Fernstudiums
Auch im Fernstudium gibt es viele Vor- und Nachteile. Der größte Vorteil ist, wie schon erwähnt, dass jeder in seinem Tempo arbeiten kann. Es gibt keinen Druck und man kann sich auch mal Zeit lassen. Auch Auszeiten sind erlaubt, um wieder Kraft zu tanken. Auch ist man nicht an die Semesterferien gebunden, um mal Urlaub zu machen. Andererseits liegt auch hier ein Nachteil. Für ein Fernstudium muss man sehr diszipliniert sein und sich auch mal zum Lernen hinsetzen können. Wenn man keine intrinsische Motivation hat und immer den Druck von außen braucht, ist das Fernstudium nichts für einen. Auch fehlt mir das klassische Studentenleben und die Kommilitonen, auch wenn ich über Instagram sehr tolle Menschen kennenlernen durfte, ist es nicht ganz das gleiche. Gerade wenn man ein Motivationstief hat, kann man sich auch einsam fühlen. Doch gerade zu Corona-Zeiten zeigt sich der größte Vorteil: wo bei vielen Studenten im April die Welt erstmal stehen geblieben ist und anschließend in Online-Lehrer übergegangen ist, konnten die IUBH-Studenten ganz normal und ohne Einschränkungen weiter studieren. Jedoch sollte man im Fernstudium aufpassen, sich nicht zu überarbeiten. Man könnte theoretische 24/7 lernen und mir fällt es manchmal schwer, auch Pausen einzulegen. Auch muss man sagen, dass so ein Fernstudium nicht gerade billig ist und nicht jeder es sich deshalb leisten kann. Zu guter Letzt wird leider auch oft gesagt, dass ein Fernstudium ein gekauftes und deshalb kein echtes Studium ist. Ich kann nur sagen, dass ich definitiv für gute Noten lernen muss und mir nichts geschenkt wird. Lasst euch von so etwas nicht vom Fernstudium abbringen, wenn es euer Traum ist. Gerade für Menschen, die nicht wegziehen können und es einen bestimmten Studiengang nicht in ihrer Nähe gibt, wäre das Fernstudium ideal.
Empfehlung?
Generell kann ich keine Empfehlung geben, für wen ein Präsenz- und für wen ein Fernstudium geeignet ist. Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich persönlich bin sehr froh, beide Erfahrungen machen zu können. Es gibt viele Rahmenbedingungen, die eine Studienwahl beeinflussen und ihr müsst für euch auch auf eure Stärken und Schwächen bei der Studienwahl achten.